In der Portraitfotografie geht es darum, die Person vor der Kamera in Szene zu setzen und ein natürliches Foto zu kreieren. Das ist zumindest der Wunsch von Fotografen und Models. In der Realität kommen häufig Fotos heraus, die nicht die gewünschte Wirkung erzielen. Im ersten Moment klingt es simpel, Menschen zu fotografieren. Doch die Portraitfotografie ist ein enorm vielseitiges Thema. Oft muss man die Kameraeinstellungen nebenher managen, um die Aufmerksamkeit voll und ganz der Person zu widmen. In diesem Beitrag beschreiben wir für Sie einfache Tipps, die eine lebendige Portraitfotografie ermöglichen.
1. Der richtige Ort für aussagekräftige Portraits
Es lohnt sich, zur richtigen Zeit den richtigen Ort zu wählen. Wenn das Zusammenspiel harmoniert, entstehen Fotos, die beim Betrachten positive Gefühle auslösen. Stecken Sie ein Notizbuch in die Tasche, denn im Alltag entdeckt man immer wieder interessante Orte, die super als Location dienen können. Beim Autofahren, Wandern oder Spazierengehen – halten Sie Augen und Herz offen für tolle Orte. Notieren Sie jeden Winkel, der Sie inspiriert. So haben Sie für Shootings viele Ideen griffbereit. Picken Sie sich innerhalb des Ortes kleine Abschnitte und Ecken heraus, denn eine Location kann durch verschiedene Perspektiven und Kameraeinstellungen völlig unterschiedlich zur Geltung kommen.
2. Das beste Licht nutzen
Neben dem Ort ist die Zeit ein wichtiger Aspekt, denn die Uhrzeit steht im Zusammenhang mit den Lichtverhältnissen. Sie finden vor Ort je nach Uhrzeit sowie Wetterlage andere Bedingungen vor. Die Voraussetzungen können wie folgt aussehen:
- dichte Wolkenschicht
- sonnig
- bewölkt
- teilweise Sonne
- Sonnenauf- oder Untergang
Für den Einstieg in die Portraitfotografie ist es ratsam, wenn Sie Locations mit direkter Sonneneinstrahlung meiden. Vor allem zur Mittagszeit, wenn die Sonne am höchsten steht, sind die Lichtverhältnisse hinderlich. Es bilden sich dann glänzende Hautstellen, die unvorteilhaft wirken. Auch Augenringe treten durch Schatten in den Vordergrund und das Model kneift die Augen zusammen.
Wenn es zeitlich nicht anders machbar ist, suchen Sie bei direkter Sonneneinstrahlung schattige Orte auf. Somit trifft das Sonnenlicht nicht auf das Model. Das Licht wirkt weicher, da die Umgebung die Sonne reflektiert. Fotoshootings während des Sonnenuntergangs sind ausgezeichnet, denn die tiefstehende Sonne sorgt für das beste Licht.
3. Outfit und Requisiten - harmonische Kombination, natürliche Bilder
Der Ort sowie die Zeit steht und die Kamera ist einsatzbereit. Natürlich ist es auch wichtig, ein geeignetes Outfit und passende Accessoires zu wählen. Der Ort sollte mit dem Styling harmonieren. Das äußere Erscheinungsbild stellt im Optimalfall die gewünschte Aussage dar. Zum Beispiel eignen sich für sinnliche Portraits in der Natur romantische Blumenkleider. Bei frechen Fotos können zerrissene Jeans für kesse Lebendigkeit sorgen. Kommen Sie im Vorfeld mit dem Model ins Gespräch und analysieren Sie, welchen Effekt die Bilder erzielen sollen. Dann findet man meist schnell ein passendes Outfit zur gewählten Location.
Jetzt kommen Requisiten ins Spiel. Das können folgende Dinge sein:
- Decke
- Getränk
- Spiegel
- Brille
- Buch
- Blatt
Die Liste lässt sich noch unendlich weiterführen. Was auch immer es ist – jedes Accessoire bringt eine Story ins Portrait. Selbstverständlich sollten die Requisiten mit dem Styling und der Location Hand in Hand greifen. Jedes Portraitfoto soll eine kleine Geschichte erzählen – wenn Sie diesen Aspekt berücksichtigen, entstehen stimmungsvolle und spannende Bilder. Oft sind Models über Accessoires zum Festhalten dankbar, denn das reduziert Nervosität und Unsicherheit.
Im Internet sowie im Alltag finden Sie viele Bildideen, mit denen Sie beim Shooting herumexperimentieren können. Probieren Sie immer wieder neue Dinge aus, denn etwas Einzigartiges entsteht oft dann, wenn man gewohnte Pfade verlässt.
4. Die Posen - Natürlichkeit gewinnt!
Wir kennen alle Bilder, auf denen professionelle Models außergewöhnliche Posen einnehmen. Hohlkreuz, S-Kurve oder Hände in der Hüfte – diese Haltungen lassen die meisten Menschen in keinem guten Licht stehen. Was bei vielen Models gut funktioniert, ist das Auflehnen, Hinsetzen, Aufstützen oder Anlehnen. Einfachheit siegt – die simpelsten Haltungen können große Wirkung erzielen. Eine Portraitpose ist eine ideale Pose, wenn sie nicht wie eine extra eingenommene Pose ausschaut. Fragen Sie nach, in welchen Lebenssituationen sich die Person wohlfühlt. Oft entsteht zeitgleich oder im Anschluss eine fantastische Pose.
Tipp: Das Anlehnen an Geländer, Bäumen, Wänden etc. kann wundervolle Fotomomente zaubern. Freies Stehen hingegen mögen die meisten Models nicht.
5. Die Perspektive - ein Ort, viele Blickwinkel
Nehmen Sie verschiedene Perspektiven an einem Ort ein und probieren Sie aus, welcher Blickwinkel die schönste Wirkung hervorhebt. Sie können auch strukturiert vorgehen, indem Sie zuerst überlegen, welcher Effekt erzielt werden soll. Daraufhin überprüfen Sie, welcher Blickwinkel die gewünschte Wirkung darstellt. Zudem ist es wichtig, dass die Person vorteilhaft aussieht.
Hier ein Überblick der beliebtesten Perspektiven:
- Vogelperspektive: Das Model wirkt räumlicher und der erhöhte Stand gibt dem Bildbetrachter einen großen Einblick in die Kulisse.
- Froschperspektive: Durch die niedrige Perspektive erscheint die Person und der Hintergrund imposanter.
- Normalperspektive: Die Aufnahme auf Augenhöhe vermittelt dem Betrachter ein gewohntes Bild des Models.
- Zentralperspektive: Bei diesem Blickwinkel wird die Person mittig im Bild platziert.
- Fluchtpunktperspektive: Das Fokussieren eines Fluchtpunktes lässt das Foto räumlicher wirken.
6. Lebendige Portraits mithilfe der Drittel-Regel
Die Drittel-Regel ist eine vielgenutzte und einfache Regel der Bildgestaltung. Sie dient dazu, Fotos harmonischer und lebendiger wirken zu lassen. Platziert man Models in der Bildmitte, erscheinen Portraits oft langweilig und statisch. Wenn Sie jedoch die Person aus der Mitte herausschieben, erzielt das einen besonderen Effekt. Für die Anwendung der Drittel-Regel ziehen Sie 2 senkrechte und 2 waagerechte Linien, sodass 9 gleich große Bildbereiche entstehen. Das Model befindet sich an einem der 4 Schnittpunkte oder auch längs einer Linie.