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Manch einer mag sich fragen, warum man in Zeiten von Smartphones und ausgereiften digitalen Systemkameras noch mit dem guten alten Film fotografieren sollte, wo Digitalfotografie doch so komfortabel und qualitativ unschlagbar geworden ist und die Nachbearbeitung unendliche Möglichkeiten bietet. Aber nicht nur alteingesessene Hobby- und Berufsfotografen setzen nach wie vor Kleinbild- und Mittelformatfilme ein, um besondere Momente einzufangen, sondern auch immer mehr Neueinsteiger setzen auf das Look and Feel und das bewusstere Fotografieren mit Farb- und Schwarzweißfilmen, die nach wie vor im Handel erhältlich sind. Woran das liegt und welche Vorteile Analogfotografie bietet, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Analogfotografie - gibt's das noch?
Mit der Filmfotografie ist es im Grunde wie mit der Vinyl-Schallplatte: Beide waren nie wirklich weg und die Nachfrage steigt mittlerweile wieder deutlich. Dies zeigt sich insbesondere, wenn man einen Blick in die Fotoabteilungen der gängigen Drogeriemärkte wirft: Die Fächer mit den Kleinbildfilmen sind häufig leer – ausverkauft! Dies liegt daran, dass große Hersteller wie z. B. Kodak vor über zehn Jahren die Produktion aufgrund sinkender Nachfrage heruntergefahren und Filmproduktionsstätten geschlossen haben. Mit der steigenden Nachfrage kommt die Produktion derzeit kaum nach, neue Filmwerke nehmen ihren Betrieb auf und es kommen neue Filmtypen mit unterschiedlichen ASA-Empfindlichkeiten auf den Markt.
Für dieses Analogfotografie-Revival gibt es vielerlei Gründe. Einer davon ist die entschleunigte Art des Fotografierens. Man hat nur 36 Bilder pro Film zur Verfügung und jedes einzelne Bild kostet Geld. So ergibt es sich fast zwangsläufig, dass man jedes einzelne Foto wesentlich bewusster gestaltet. Und so haben viele engagierte Hobbyfotografen für sich entdeckt, dass es wesentlich effektiver ist, beispielsweise nach dem Urlaub eine Handvoll gelungener Analogfotos nach Hause zu bringen, als eine Speicherkarte mit tausenden von mehr oder weniger gelungenen Schnappschüssen mühsam nach den Highlights zu durchforsten.
Was die Analogfotografie jedoch so besonders macht, ist der spezielle Look der Bilder. Hochauflösende Digitalfotos wirken auf viele Menschen eher unnatürlich, wohingegen Filmfotos einen besonderen Charme haben. Und so kommt es, dass Berufsfotografen immer häufiger Aufträge etwa für Hochzeitsfotografie bekommen mit der Vorgabe, mit Negativfilm und Abzügen zu arbeiten.
Welche Kameras für Filme gibt es?
Auf dem Markt sind sogenannte Kompaktkameras für Kleinbildfilme preisgünstig erhältlich. Diese sind zwar lediglich für spontane „Knipsfotos“ geeignet und bieten kaum Einstellmöglichkeiten wie Blende oder Belichtungszeit, machen dafür aber viel Spaß und die Ergebnisse können sich durchaus sehen lassen. Spiegelreflexkameras für den engagierten Hobby- oder Berufsfotografen werden heute nicht mehr hergestellt, aber der Gebrauchtmarkt auf Fotobörsen, in Foto-Fachgeschäften sowie eBay bieten eine sehr große Auswahl an Kameras in hoher Qualität, die keine Wünsche offen lassen. Analoge Kameras aus den 80er und 90er Jahren haben bereits Features wie Autofokus, Blenden- und Belichtungsautomatik an Bord, die bei heutigen Digitalkameras selbstverständlich sind. Von daher ist die Umgewöhnung, wenn man bereits mit modernen Kameras gearbeitet hat, gar nicht so groß wie befürchtet. Insbesondere die Auswahl an Objektiven ist riesig, sodass man für lichtstarke 50-mm-Objektive oder hochwertige Weitwinkel- oder Teleobjektive für analoge Spiegelreflexkameras nur einen kleinen Bruchteil zahlt, den man für vergleichbare neue Objektive ausgeben müsste.
Anlässe für Analogfotografie
Dass insbesondere auf Hochzeiten analoge Filmfotografie gefragt ist, wurde bereits erwähnt. Aber auch in der Porträtfotografie mit Brennweiten zwischen 50 und 85 mm lassen sich mit Film Bilder erzielen, die mit ihrem feinkörnigen Look punkten. Insbesondere mit schwarzweißem Filmmaterial lässt sich ein spezielles Aussehen einfangen, vor allem dann, wenn man in der Lage ist, richtiges Licht zu setzen und ggf. einen Blitz gezielt einzusetzen. Auch Architektur- und Industriefotografen mögen die besonderen Kontraste und Farbnuancen, die analoger Film bietet.
Filme selbst entwickeln - lohnt sich das?
Wenn man seine belichteten Farbfilme in einem örtlichen Drogeriemarkt abgibt, bekommt man die Negative in guter und gleichbleibender Qualität zurück. Das liegt daran, dass in allen Großlaboren nach dem genormten C41-Entwicklungsprozess gearbeitet wird. Von daher ist die Farbfilm-Entwicklung in der eigenen Dunkelkammer weniger lohnenswert und nur etwas für den engagierten Hobbyisten. Anders sieht es jedoch in der Schwarzweißfotografie aus – hier sind die Ergebnisse der Großlabore sehr unterschiedlich und oft nicht sonderlich zufriedenstellend. Hier lohnt sich das Selbstentwickeln also durchaus, zumal man mit der Entwicklungsdauer experimentieren kann (das sogenannte „Pushen“) und auch unterschiedliche Entwicklerlösungen ausprobieren kann. Der Anschaffungsaufwand hält sich in Grenzen: Bereits mit einer Entwicklerdose, einem dunklen Wechselsack (zum Platzieren des belichteten Films in der Entwicklerdose) und handelsüblichem Entwickler und Fixierer kann man mit etwas Übung bessere Ergebnisse erzielen, als sie die Großlabore liefern können.
Ob man jedoch für das Erstellen von Abzügen die Anschaffung eines Vergrößerers in Erwägung zieht oder die Negative über den örtlichen Drogeriemarkt einschickt, muss jeder für sich selbst entscheiden. Nicht unerwähnt bleiben soll natürlich die Option, Negative einzuscannen – der Vintage-Look eines Films bleibt dabei durchaus erhalten. Diesen Service bieten Fotolabore auch in Form von CD-ROMs an, die die eingescannten Fotodateien enthalten.
Wo kann man in Wien Filme entwickeln lassen?
In der Bundeshauptstadt gibt es eine Reihe von Fachgeschäften, die die Entwicklung von Kleinbildfilmen aller Art anbieten. So findet sich beispielsweise im 7. Bezirk das Fotolab Leutner, deren Mitarbeiter viel Liebe in die Filmentwicklung stecken. Sowohl gängiges Filmmaterial als auch Spezialfilme wie z. B. AGFA Scala oder auch Kodak Technical Pan sind bei Foto Leutner in guten Händen. Die Filme werden in professionellen Hängemaschinen entwickelt, was das Entstehen von Kratzern auf den Negativen wirkungsvoll verhindert.
Ein kleines, aber feines Labor für Fotoarbeiten ist das Zebra-Fotolabor, das ebenfalls im 7. Bezirk ansässig ist. Für Standardentwicklungen in echter Handarbeit werden pro Film zwar bis zu 15 Euro verlangt, dafür erhält man aber auch hohe und gleichbleibende Qualität durch das originale Kodak-D76-Entwicklerverfahren.
Im 1. Bezirk ist das Fayer-Fotolabor ansässig, das Fotofilme in Hängemaschinen entwickelt. Hier werden auch Rollfilme verarbeitet, wofür eine klassische Durchlaufmaschine von Fuji zum Einsatz kommt.