Übersicht
Menschen mit Brille gut in Szene zu setzen, ist fotografisch etwas aufwändiger. Eine Herausforderung besteht darin, dass Licht und Arrangement sowohl für die Person als auch für die Brille selbst geeignet sein sollten. Reflexionen, Schatten oder Spiegelungen gehören zu den häufigsten Hürden für Fotografen. Wird das Reflexionsgesetz beachtet und stimmen Aspekte wie Pose, Kopfneigung und Sitz der Brille, steht einem erfolgreichen Fotoshooting jedoch nichts im Wege.
Reflexionen, Schatten und Spiegelungen: häufige Stolpersteine vermeiden
Damit es nicht zu unerwünschten Reflexionen oder Spiegelungen kommt, ist in erster Linie das Reflexionsgesetz zu beachten. Es gilt grundsätzlich, dass Einfallswinkel gleich Ausfallwinkel ist. Dieses physikalische Naturgesetz gilt es bei der Beleuchtung zu berücksichtigen. Je spitzer der Winkel ausfällt zwischen der Auge-Objektiv-Achse sowie zwischen der Lichtquelle-Objektiv-Achse, desto wahrscheinlicher sind Reflexionen. Besonders problematisch im Hinblick auf Relexionen sind Ringleuchten, da diese aufgrund der Anbringung rund um das Objektiv nah an der Achse sitzen.
Gegen störende Lichtreflexionen gibt es die Möglichkeit, die Lichtquelle zu bewegen. Wird die Lichtquelle seitlich auf das Gesicht des Fotomodels gerichtet, ist die Wahrscheinlichkeit der Reflexion geringer. Dies gilt sowohl für eine Studiobeleuchtung als auch für Tageslicht.
Eine weitere Möglichkeit, Spiegelungen oder Reflexionen zu vermeiden besteht darin, die Position des Kopfes des Fotomodels zu optimieren. Dies ist besonders dann wichtig, wenn das Fotostudio oder der Raum nur eine niedrige Deckenhöhe hat. Auch bei Outdoor-Fotografie unter Tageslichtbedingungen ist die Position des Kopfes von hoher Bedeutung, da sich der Sonnenstand nicht beeinflussen lässt. Um Reflexionen zu vermeiden empfiehlt sich eine Kopfposition, die mehr nach unten gerichtet ist. Der Winkel des Glases zum Licht wird damit größer, womit die Wahrscheinlichkeit einer sichtbaren, störenden Reflexion geringer ist. Es empfiehlt sich aus ästhetischen Gründen, den nach unten geneigten Kopf etwas zur Seite zu drehen, da auf diese Weise der Hals etwas gestreckt wird, sodass kein Doppelkinn entsteht.
Sollten auch nach Bewegung der Lichtquelle oder des Kopfes weiterhin Reflexionen oder Spiegelungen auf dem Brillenglas zu sehen sein, empfiehlt es sich, die Brillenbügel am Ohr etwas anzuheben. Das Glas erhält auf diese Weise eine leicht schräge Position. Auch dies trägt dazu bei, dass der Winkel zum Licht vergrößert wird.
Die Frage der optimalen Ausleuchtung: künstlich oder Tageslicht
Grundsätzlich ist diffuses Tageslicht geeignet, um Brillenträger zu fotografieren. Vorhandene Lichtquellen lassen sich allerdings nur schwer kontrollieren und es ist wichtig, dass das Licht nicht von der Seite oder von hinten einfällt. Fotografie mit Blitz ist in diesem Falle schwierig, da auch dieser für problematische Reflexionen sorgen kann. Es ist vorteilhaft, wenn die Brille über superentspiegelte Gläser verfügt, da diese die Spiegelungen verringert.
Bei Outdoor-Fotografie ist es von Vorteil, im Schatten zu fotografieren, damit der Lichteinfall gar nicht erst für Spiegelungen, Reflexionen oder unerwünschten Schattenwurf sorgen kann. Ist keine Möglichkeit gegeben, im Schatten zu fotografieren, können Fotografen einen Diffusor oder einen Abschalter nutzen. Dieser trägt dazu bei, eine Reflexion im Brillenglas zu verhindern. Ebenso besteht die Möglichkeit, einen Schirm zu verwenden, um Spiegelungen zu vermeiden.
Zum Sitz der Brille bei der Fotografie
Die Position der Brille auf der Nase ist eine weitere Herausforderung bei einem Fotoshooting. Der Sitz sollte einerseits Reflexionen reduzieren und andererseits möglichst gut zum Model passen. Auch die Kopfhaltung spielt eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, Brillenträger vorteilhaft in Szene zu setzen. Ein häufiger Stolperstein ist eine verdeckte oder nur teilweise sichtbare Augenpartie. In vielen Fällen sitzen Brillen ein wenig zu tief auf der Nase. Wenn die Brille ein paar wenige Millimeter nach unten rutscht, sollte sie bei einem Optiker angepasst werden. Wenn sie nur geringfügig verrutscht, sollte sie ein kleines Stück nach oben geschoben werden, da ansonsten schnell ein Teil der Augen durch den oberen Rahmen der Brille verdeckt wird.
Ebenso ist es wichtig vor dem Shooting die Brille noch einmal gründlich zu reinigen. Speziell in hoch auflösenden Fotos sind Verunreinigungen wie Fingerabdrücke, Fettflecken oder Staub ansonsten schnell zu sehen. Hierfür gibt es spezielle Brillenreiniger, die schmutzabweisend und antistatisch wirken. Ein herkömmliches Brillenputztuch aus Mikrofaser leistet jedoch eine ebenso gute Arbeit.
Make-up und was es für die Augen und Fotos leisten kann
Brillengläser haben je nach Stärke und Ausführung verschiedenartige optische Auswirkungen auf die Augen der Brillenträger. Bei höheren positiven Dioptrien wirken die Augen hinter dem Brillenglas größer, während sie bei Minusgläsern kleiner wirken. Mit durchdachtem Make-up lassen sich diese Effekte korrigieren oder in die gewünschte Richtung lenken.
Bei kurzsichtigen Brillenträgern empfehlen sich helle Farben wie etwa ein heller Lidschatten oder weißer Kajal auf der Wasserlinie. Dies trägt dazu bei, den Blick zu öffnen. Eyeliner sollte in diesem Fall nur im letzten Drittel zur Anwendung kommen, wobei Brauntöne am vorteilhaftesten sind.
Für Weitsichtige empfiehlt sich ein eher dunkles Farbspektrum beim Make-up. Ein klassischer schwarzer Eyeliner ist empfehlenswert, sowie dunkle Farben für den Lidschatten, da diese Tiefe geben. Mit dunklem Kajal auf der Wasserlinie des Auges lässt sich dieses optisch begrenzen.
Inszenierung von Spiegelungen
Wer verstanden hat, wie Relexionen oder Spiegelungen entstehen, kann mit diesem auch bewusst arbeiten. Spiegelungen können als interessantes Stilmittel eingesetzt werden. So lassen sich etwa Symmetrien optisch darstellen oder betonen. Wird berücksichtigt, dass der Einfallswinkel stets dem Ausfallswinkel entspricht, so kann der Winkel so gewählt werden, dass die Reflexion an einer bestimmten Stelle entsteht oder in eine bestimmte Richtung weist.
Nachträgliche Fotobearbeitung
Sollten Spiegelungen oder Reflexionen nicht ganz vermieden worden sein bei der Aufnahme, können diese zumindest teilweise mit Bildbearbeitung entfernt werden. Zu diesem Zwecke lässt sich etwa der Farbstich der Spiegelung herausnehmen.
Der Farbton der Reflexion lässt sich einstellen, bevor der Sättigungswert dieser Reflexion heruntergeregelt wird. Zu diesem Zweck ist es wichtig, dass auf dem Bild keine anderen Teile mit demselben Farbton zu sehen sind. Mit etwas Fingerspitzengefühl und Erfahrung lassen sich Reflexionen noch feiner entfernen, beispielsweise mit Bereichskorrektur oder einem Ausbessern-Werkzeug.